Timo Boland, Kaufmann aus Hamburg, wollte Ende der 80er Jahre ein gutes Werk tun

Posted by boland international on July 28th, 2017

Timo Boland, Kaufmann aus Hamburg, wollte Ende der 80er Jahre ein gutes Werk tun. Sein Plan: In Kambodscha große Plastik-Einkaufstaschen produzieren lassen.  „Ich dachte an eine Art Behinderten-Werkstatt, wo Kriegsversehrte Arbeit finden“, sagt der heute 56-Jährige. 

Um die Kosten zu decken, hätte Boland seine Taschen ein paar Cent teurer verkaufen müssen als üblich. „Der gute Zweck und das Image, das mit einem solchen Produkt verbunden ist, hätte es den Unternehmen doch wert sein sollen“, sagt Boland. Seine Mühe war vergebens: Keine Firma wollte seine Taschen kaufen. „Die Unternehmen befürchteten kritische Fragen, wo genau denn ihre anderen Produkte in Fernost produziert werden.“

Heute handelt Boland mit Produkten, die europäische Facharbeiter zusammengebaut haben. Und seine Kunden sitzen in Asien, Afrika, Südamerika und Osteuropa. „Ich bin Großhändler für Fahrzeuge aller Art“, sagt Boland. Ein Job, den es nach dem Selbstverständnis der Automobilindustrie gar nicht geben dürfte:Hersteller wie Daimler, Volkswagen, General Motors oder BMW wollen ihren Vertrieb selbst in der Hand behalten. Zwischenhändler wie Boland sind somit überflüssig – eigentlich. Doch der Hamburger ist die Ausnahme von der Regel: Er kauft von den Autokonzernen Fahrzeuge, die sie nicht so ohne weiteres loswerden.

Nicht jedes produzierte Auto wird auf Bestellung gefertigt; nahezu alle Hersteller lassen mehr Fahrzeuge vom Band rollen, als geordert werden. Manchmal sind es einige Tausend Wagen, die sie nicht sofort an den Mann bringen können. Die kommen dann ins Zwischenlager und warten auf Kunden. Oft für Monate. Manchmal für Jahre.Dann kommt Boland ins Spiel. Er kauft die Restposten auf. „Mein erstes Geschäft waren Lastwagen für Thailand“, sagt er. Das war 1990. Ein Geschäftsfreund hatte ihn gefragt, ob er nicht Lkw besorgen könne. Boland erkundigte sich bei den einschlägigen Herstellern – und siehe da: Ein europäischer Fabrikant hatte zufällig ein paar Hundert Pritschenwagen auf dem Firmengelände, für die sich kein Käufer fand. Bloß weg damit, dachte sich der Hersteller, und verramschte die Laster: „50 Prozent Preisnachlass nach eineinhalb Jahren Standzeit sind die Regel“, sagt Boland. Bei seinem Geschäft spielt Diskretion eine große Rolle: „Einem Autokonzern ist es natürlich peinlich, auf seinen Fahrzeugen sitzen geblieben zu sein.“

Schwer zu erraten ist es nicht, wer Bolands Dienste in Anspruch nimmt.„Die, die ein Absatzproblem haben“, sagt er. Und das sind früher oder später fast alle Hersteller. Immer dann, wenn sie mit überzogenen Absatzplänen vor die Wand fahren.

Die einzige Bedingung der Hersteller: „Die Autos dürfen nicht mehr auf dem westeuropäischen Markt auftauchen, weil sie hier die Restwerte verderben würden.“ Also schafft Boland die Fahrzeuge bevorzugt nach Übersee. Oder nach Russland. Auch China ist natürlich ein dankbarer Abnehmer – obwohl für den Import von Neuwagen teilweise hohe Zölle verlangt werden. „Mit den lokalen Behörden kann man verhandeln. Da sind oft Ausnahmen drin.“ Timo Boland erwartet in diesem Jahr einen Umsatz von mehr als 20 Mio. Euro. Seine Geschäfte wickelt Boland in seinem Hamburger Büro mit Alsterblick ab. „Sie haben nicht zufällig 5000 Autos für mich?“, fragt er den Vertriebsmanager eines Autoherstellers am anderen Ende der Telefonleitung. Hat er nicht. Der Lieferant hat zufällig richtig geplant und keine Autos auf Halde. „Oder er will es nicht zugeben.“ Aber wie gesagt: Früher oder Später, trifft es jeden mit der Überproduktion und dann kommt Boland ins Spiel.

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